Winter in der Provence

Uff, alle Kartons, die wir im Sommer zügig ausgepackt haben, müssen jetzt wieder gefüllt werden, denn die Renovierung unseres Mas soll jetzt beginnen. Wir drücken die Daumen, das alles klappt, denn auch in Frankreich sind Rohstoffe Mangelware und die Preise für Baumaterial steigen.

Das Mas ist vor vielen, vielen Jahren das letzte Mal renoviert worden, da war uns klar, dass im wesentlichen wieder ein Rohbau hergestellt werden muss, um das Haus auf einen modernen Stand zu bringen. D.h. die Bäder müssen saniert werden, die Heizung muss von Öl auf Pellets umgestellt werden und eine moderne „Fosse septique“ soll ihren Dienst übernehmen. In manchen Zimmern gibt es nur eine Steckdose, da wird der Elektriker einiges zu tun haben. Die Fenster werden durch doppelverglaste ersetzt. Also eigentlich alles Wesentliche und natürlich eine neue Küche. Endlich Platz zum Kochen, einen Gasherd und zwei Backöfen. Das weckt Vorfreude auf neue Rezept, da in den letzten Monaten doch alles auf Sparflamme lief und ich das fantastische Angebot auf den Märkten nicht umfassend nutzen konnte.

Doch neben dem Packen versuchen wir die Winterzeit in der Provence zu genießen, denn es ist Trüffelzeit. Ab Dezember (die besten meist erst ab dem 15. Dezember) gibt es den Tuber melanosporum, auch unter den Namen Perigord-Trüffel bekannt. Die Provence ist der größte Trüffelproduzent in Frankreich und die meisten werden in Richerenches umgesetzt

Mitte November bis Mitte März findet in der Trüffelhauptstadt Frankreichs jeden Samstagmorgen der Trüffelmarkt statt. Richerenches ist im Sommer ein kleines verträumtes provenzalisches Dörfchen. Doch während des Trüffelmarktes ist es schwer einen Parkplatz zu bekommen. Angeblich ist der Markt für kommerzielle Abnehmer. Das wage ich aber zu bezweifeln, da Restaurants und Geschäfte direkt bei einem Trufficulteur ihres Vertrauens einkaufen. Einheimische haben zum Teil selbst ein kleines Eichenwäldchen und einen Trüffelhund.

Doch es ist ein Genuss über diesen Markt zu gehen. Es gibt Austern, die direkt vor Ort mit einem Glas Weisswein verspeist werden. Die Bars haben ihre Tische auf den Gehweg gestellt und es stellt sich schnell eine sehr entspannt Atmosphäre ein. Überhaupt dreht sich in dieser Zeit viel um den Trüffel und die Restaurants sind häufig ausgebucht. Nach unserem Marktbesuch waren wir im O’Rabasse essen, ein kleines Lokal direkt neben der Kirche.

Auf dem Markt haben wir dann einen schönen großen Trüffel erstanden und in Nyons habe ich frische Tagliatelle gekauft, mit Parmesan und etwas Guanciale purer Genuss.

Vor über einem Jahr habe ich mal einen Trüffel bestellt, der noch nicht mal seinen Namen verdient hat, nochmals einen in einem deutschen Geschäft gekauft, auch dieser erinnert uns nicht am entferntesten an ein Trüffelgericht, aus der Vergangenheit. Aber dieser Trüffel aus Richerenches war umwerfend. Das Aroma ist nicht zu vergleichen mit dem Aroma der billigen Trüffelöle, die es in deutschen Supermärkten zu kaufen gibt (meist ist das Trüffelaroma synthetisch hergestellt). Das Aroma eines echten Tuber melanosporum ist vielschichtig und langanhaltend und hat durchaus auch florale Aromen. Genuss pur und ich freue mich schon auf die kommenden Winter, denn uns Mas liegt mitten im Trüffelgebiet. Im Sommer hatte ich schon Sommertrüffel gekauft uns verarbeitet. Sommertrüffel (tuber aestivum) ist nicht ganz so aromatisch wie der Wintertrüffel, aber auch ganz lecker. Hier serviert auf pochiertem Ei mit getoastetem Brioche.

Neben den Trüffel finden sich andere kulinarische Entdeckungen auf den Wochenmärkten. Auf dem Markt in Nyons gibt es einen Stand mit Kardy eine Artischockenart. Aber von Kardy werden die gebleichten Stiele gegessen. und häufig als Gratin serviert.

Oder die wunderbar aromatischen Mandarinen aus Korsika, wunderbar süss. Daraus muss ich nächsten Winter doch mal Marmelade kochen.

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