Bewegend – die Normandie in Frankreich

Ich hatte mir vorgenommen, in den nächsten Jahren die gesamten Küstenregionen von Frankreich zu bereisen und zwar mit Hund. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, es sollen immerhin 5.500 km Küste sein. Allein die Küste der Normandie soll schon 600 km lang sein. In den vergangenen Jahrzehnten hat mich immer wieder das Wetter abgeschreckt in der Normandie Urlaub zu machen, da  ich im Französischunterricht gelernt habe, dass die Normandie der „Pisspott“ von Frankreich sei, mit anderen Worten es würde nur regnen. Doch mein Vorhaben musste irgendwo beginnen.

Eine Woche  Urlaub reicht bei weitem nicht aus, um die Normandie kennenzulernen. So beschränkte ich mich auf einige Highlights und was ich innerhalb der paar Tage gesehen habe, ist beeindruckend und hat mich zum Teil auch tief bewegt.

Ich hatte mir für meine Erkundungen ein kleines Chalet östlich von Le Havre gemietet. Das Chalet gehört zu einem Schloss und wird von deren Besitzer vermietet. Die Gastgeber sind unglaublich gastfreundlich und ich habe mich dort sehr wohlgefühlt. Das etwas durchwachsene Wetter konnte mir nichts anhaben, denn es gab Gummistiefel und noch viel besser einen tollen Kamin, an dem ich es mir jeden Abend gemütlich gemacht habe. Das Häuschen liegt an einem kleine Wäldchen, so dass ich mit Marley gut meine Runden drehen konnte. Nachts konnte man die Käutzchen und die anderen Waldgeräusch vernehmen.

Das Chalet am Schloss von Écrainville
Der wunderbare Kamin im Chalet

Mit Hund zu vereisen ist schon manchmal nicht so einfach, aber allein mit seinem Kumpel unterwegs zu sein, bietet manche Herausforderung. Sternerestaurants kann man vergessen, in der Regel akzeptieren sie keine Hunde (was ich durchaus verstehen kann). Also durchforstet man die Gastronomie nach guten Bistros oder lokalen Highlights. Und wie soll man nicht verwackelte Fotos machen, mit einem Hund an der Leine, der noch schnuppern will. Also ich kam manchmal ins Schwitzen (und auch ins Fluchen).

Mein erstes Ziel waren die Kreidefelsen von Étretat, trotz dieser sehr beliebten Sehenswürdigkeit, ist Étretat ein netter Seebadeort und in September eher beschaulich. Dort hätte ich gerne nach einem Küstenspaziergang  im Dormy House gegessen, aber leider akzeptierten sie keine Hunde in ihrem Restaurant. Doch ich hatte noch eine Empfehlung meiner Wirtsleute, das Restaurant „Le Belvédère“ in Saint-Jouin-Bruneval. Unglaublich  netter Empfang, Marley bekam sofort Wasser und durfte (wie er es gerne macht) mitten im Weg liegen. Ich konnte ganz entspannt ein komplettes Menü genießen. Endlich in Frankreich angekommen! Und das Besondere an diesem Restaurant ist der Blick: direkt aufs Meer – einfach nur Urlaub.

Der berühmte Elefant von Étretat
Kreidefelsen in Étretat

Ein weiterer Ausflug führte Marley und mich nach Le Havre. Diese Stadt machte mich zu tiefst betroffen, da sie im 2. Weltkrieg komplett dem Erdboden gleich gemacht wurde. Vorher waren die meisten Häuser wie in Rouen aus Fachwerk, heute ist alles Beton. Die Stadt wurde komplett nach dem Krieg unter der Leitung von Auguste Perret wieder aufgebaut. Die wenigen Franzosen, mit denen ich über die „eigenwillige“ Architektur der neuen Stadt unterhalten konnten, sind stolz auf ihre Stadt, die seit 2005 Weltkulturerbe ist. Die Häuser, die vornehmlich aus Beton errichtet worden sind, machen einen imposanten und manchmal auch einen abschreckenden Eindruck. Auf diesem Link finden Sie viele Information zu der doch speziellen Architektur der Stadt. (https://thelink.berlin/2017/08/500-jahre-le-havre-architektur-auguste-perret-beton-planstadt-unesco-welterbe-weltkulturerbe-frankreich-edouard-philippe-un-ete-au-havre-oscar-niemeyer-kulturzentrum-le-volcan/).

Am Strand von Le Havre
Oscar Niemayer Le Volcan

 

 

Delikatessen aus der Markthalle von Le Havre

Für mich war das Beste in Le Havre die Markthalle! Hier kann man alles einkaufen, was das kulinarische Herz bekehrt. Auch Butter aus der Bretagne, die berühmte Butter von Jean-Yves Bordier aus Saint Malo. Ich habe  zugeschlagen und hatte genug für die nächsten Abende vor dem Kamin.

 

 

 

 

 

 

 

Thunfisch mit Artischocken und Aioli

Einen weiteren Ausflug war für eines der schönsten Dörfer in der Normandie geplant: Lyons-la-Forêt. Das Dörfchen hat noch viele alte Fachwerkhäuser und ein altes Waschhaus. Leider hatte ich den Akku für meine Kamera im Chalet vergessen, deshalb gibt es keine Foto von diesem Ort und auch nicht von meinem nächsten Besuch,  in dem „Monet-Dörfchen“ Giverny. Alles ist dort bestens organisiert, genügend Parkplätze für die Besucherfluten, nur – mit dem Hund kommt man nicht in das Museum. Also begnügten wir uns damit, einen Eindruck von der Landschaft zu gewinnen. Anschließend gab es einen Abstecher nach Rouen und die Auberge „La Couronne“ die älteste Auberge (seit 1345) in Frankreich. Ich hatte nicht reserviert und das Restaurant war gut besucht. Marley hat niemanden erschreckt und ich bekam einen Tisch im ersten Stock etwas abseits vom Geschehen und mit mehr Platz für Marley. Auch hier gab es sofort Wasser für den Hund von dem sehr aufmerksamen und freundlichen Service. So konnte ich wieder ein wirklich gutes Menü genießen.

Bewegend der Omaha Beach in der Normandie

Einen weiteren größeren Abstecher war nach Vierville-sur-Mer geplant, in der Nähe davon befindet sich der Omaha-Beach. Die Stimmung am Strand war unglaublich friedlich und man konnte sich garnicht vorstellen, dass die Operation Overlord im 2. Weltkrieg nur hier fast 12.000 Menschen das Leben gekostet hat. Beeindruckend und erleichtert war ich, dass die Gefallenen nicht vergessen sind, insbesondere der amerikanische Friedhof wird noch immer von Angehörigen und auch Interessierte besucht. Für mich ein tief bewegender Ort.

 

 

Au p’tit Normand in Cambremer

Auf dem Rückweg machte ich noch einen Abstecher nach Cambremer im Pays d’Auge, der Ort für Cidre. Bei Pierre Huet kaufte ich einige Flaschen verschiedener Sorten von Cidre und natürlich auch einen Calvados. In Cambremer gibt es ein kleines typisch normannisches Restaurant, das Au p’tit Normand. Ich kam Punkt 12 Uhr dort an und war der erste Gast, innerhalb von 10 Minuten war das kleine Restaurant an allen Tischen besetzt. Das war auch ein bisschen das Problem mit Marley, da er diesmal nicht mitten im Weg liegen konnte, er war deshalb etwas unruhig. Das Restaurant wird von der Familie geführt und die charmante Bedienung stellte sich als die Enkelin der Köchin vor. Die Speisen sind traditionelle Gerichte der Region und es war sehr lecker.

 

Abschließend muss ich bedauernd sagen, dass ich nicht Zeit genug hatte, noch mehr Eindrücke zu sammeln. Ich denke, ich muss nochmals dorthin fahren, denn ich war noch nicht in Deauville und Honfleur, die Badestrände der Pariser und auch nicht in Bayeux, ein absolutes Muss!

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